12. März 2024
130 Jahre Stadtmuseum Löbau: Der weite Weg zur Museumsgründung
Teil 2
Nachdem wir im ersten Teil unserer Museumsgeschichte über die Bestrebungen Karl Benjamin Preuskers berichteten und bis zu einer ersten Ausstellung von anlässlich des Humboldt-Festes 1861 vorgedrungen waren, kommen wir in diesem Text zum langen Weg der Museumsgründung. Diese ist mit einem ganz besonderen Löbauer verbunden: Julius Sandt.
Es war der 3. Mai 1894, zu Himmelfahrt, als morgens im Bürgersaal des Löbauer Rathauses die erste Ausstellung von Altertümern durch den damaligen Bürgermeister Otto Mücklich im Beisein des Stadtgemeinderates und eines Ausstellungskomitees vom Bürgerverein eröffnet wurde. Altertümer, das bedeutete nach damaligem Verständnis: Kunst und Gegenstände, sowie Denkmäler aus vergangenen, historischen Zeiten. Großen Dank sprach der Bürgermeister dabei an Dr. Alfred Moschkau, Leiter des Oybin Museums, ein gebürtiger Löbauer, den Beteiligten des Ausstellungskomitees, besonders aber an eine Person aus: Julius Sandt.
Julius Sandt wurde am 8.2. 1856 in armen Verhältnissen hier in Löbau geboren und durfte zuerst nur die dreiklassige Armenschule besuchen, wurde aber aufgrund seines großen Fleißes und Potentials von seinen Lehrern gefördert. Nach seinem 14. Geburtstag begann Sandt eine kaufmännische Lehre und nach dieser in der "Actien-Bierbrauerei zu Löbau" zu arbeiten, deren Direktor er ab 1879 wurde. Unter ihm gelang es, den Absatz des Löbauer Biers enorm zu steigern. Julius Sandt stieß bei privaten Forschungen zur Brauereigeschichte auf die interessanten alten Objekte, diese regten ihn an, die Idee eines Stadtmuseums erneut aufzugreifen und mit akribischen Arbeiten voranzutreiben.
Denn in den Jahren nach Preusker war der Gedanke einer Museumsgründung vorerst zwar lebendig, sollte aber bald für mehrere Jahrzehnte ruhen. Man wollte ein Stadtmuseum nach dem Bautzner Vorbild und stellte dabei einen Kostenvoranschlag zum Umbau des Gewandhauses für Museum und Stadtbibliothek auf. Dieser Plan wurde jedoch nicht weiter verfolgt. Julius Dehne schrieb über diese Zeit: “Denn im Laufe dieser Jahre hat man ruhig zugesehen, wie manches schöne und für Löbau vor allem wertvolle Stücke von Fremden von hier weggeschleppt wurde, um es nun in fremden Museen zu zeigen”.
Julius Sandt, als Vorsitzender des 1892 gegründeten Bürgervereins, diskutierte die Idee im Verein und fand am 24.8.1893 die Zustimmung aller. Es ergab sich das Ziel, erst eine Altertumsausstellung zu realisieren und auf dieser Basis ein Museum zu gründen. Für diese Herausforderung wurde innerhalb des Vereines ein Ausstellungkomitee gegründet. Diese schreiben in ehrenamtlicher Arbeit Aufrufe zur Abgabe von Altertümern, stellten Nachforschungen an und suchten bei Privatpersonen, baten Vereine zur Abgabe von historisch wertvollen Objekten. Insgesamt kamen 750 Objekte für die erste Ausstellung in der zweiten Etage des Rathauses zusammen. Sogar ein besonderer Presseausschuss sorgte durch Aufsätze, Annoncen und Maueranschläge vor und während der Ausstellung für den entsprechenden Informationsfluss und für Verständnis in der Bevölkerung und erreichten diese auch, denn im Zeitraum vom 3.5. bis zum 15.5.1894 besuchten 1208 Erwachsene und 394 Schüler die Ausstellung. Diese geleistete Arbeit des Ausstellungskomitees trug Früchte: am 27. Juli 1894 stimmte der Stadtgemeinderat dem Antrag auf Gründung eines Museums zu. Das Stadtmuseum Löbau wurde gegründet.
Wie es mit der Museumsgeschichte und mit der Suche nach einem geeigneten Standort - denn die Räume im Rathaus standen nur übergangsweise zur Verfügung - weiter geht, ist in der nächsten Ausgabe zu lesen.
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