Löbauer Sagenschatz
Viele Sagen und Erzählungen gibt es über die Stadt Löbau und ihren Hausberg. Auf eine davon, die der „Wunderblume“, wird sogar in der goldenen Inschrift am König-Friedrich-August Turm hingewiesen.
Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einige davon, in verkürzter und frei nacherzählter Form, vorstellen.
Vielleicht weckt es Ihr Interesse, sich einmal auf sagenumwobene Pfade zu begeben, von denen es besonders auf dem Löbauer Berg, sehr viele gibt. Sie können sicher sein, dort den einen oder anderen Schatz zu entdecken, ein Erlebnis, welches Sie, wenn auch nicht mit Gold und Edelsteinen, dennoch bereichern wird!
Grundlage und Quelle für die Ausführungen ist der „Sagenschatz des Königreiches Sachsen“ von Johann G. Grässe und die Broschüre „Wunderblume & Teufelsschmiede“ von Dr. Peter Poprawa.
Die Steinblöcke des Geldkellers mit wenigen schmalen Spalten waren eine der Pforten zur Ringwallanlage. Der Name Geldkeller und die damit verbundenen Sagen sind Erfindungen aus späterer Zeit. Der Überlieferung nach öffnet sich der Keller nur selten, so z.B. am Karfreitag früh, am Mittage des Johannisfestes oder zur Mitternachtszeit der Weihnacht. Um den Geldkeller ranken sich gleich mehrere Sagen. Wir haben als Quelle den „Sagenschatz des Königreiches Sachsen“ von Johann G. Grässe aufgeführt. Hier wird nur eine gekürzte frei erzählte Variante wiedergegeben.
Einfache frei erzählte Version:
Eine Mutter hörte von dem Reichtum der sich im Geldkeller verborgen haben soll und machte sich mit ihrem Kind im Arm auf den Weg dahin. Tatsächlich öffnete sich der Keller und sie wurde geblendet von einem herrlichen Schatz aus Gold und Silber. Niemand schien den Schatz zu bewachen. Da sich in der Mitte ein Tisch, mit herrlichen reifen Äpfeln befand, setze sie ihr Kind dahin und ließ es damit spielen. Schnell raffte Sie alles Gold und Silber was sie tragen konnte zusammen und wollte es außerhalb der Höhle ablegen. Schnell kehrte sie zurück, um ihr Kind zu holen. Doch die Türen des Geldkellers waren verschlossen. Erst jetzt bemerkte die junge Frau, dass sie den größten Schatz, ihr kleines Kind, zurückgelassen hatten. Alles Weinen und Sehnen und das ganze Gold konnten sie nicht trösten.
Zum Glück ging die Sage gut aus, denn Geduld, Einsehen und Zeit haben in der Sage helfen können.
Im darauffolgenden Jahr zur gleichen Zeit ging sie wieder auf den Löbauer Berg. Ein Wunder geschah, der Geldkeller öffnete sich und schnell nahm sie ihr Kind, welches immer noch am Tisch saß an sich und ließ alles Gold und Silber zurück.
Einfache frei erzählte Version:
Zwei Knaben spielten vergnügt auf dem Löbauer Berg als ein Windhauch dem einen Jungen das leichte Strohhütchen wegblies. Er wollte nicht ohne seine Kopfbedeckung nach Hause kommen also lief er los um das Hütchen zu fangen. Es wurde bis zum Geldkeller geweht und verschwand in den Steinbrocken. Der Junge nahm all seinen Mut zusammen und stieg hinab in die Tiefen des Felsenkellers. Völlig erstaunt erblickte er dort an einem großen Tisch eine Runde spielender Herren.
An den Wänden glitzerte aufgereihtes Silber und Gold. Die Herren waren freundlich und zeigten ihn, er solle doch sich von dem Schatz mitnehmen, was sein Herz begehrt. Ein furchterregender feuerschnaubender Hund versperrte ihm den Weg, aber die Herren gaben ein Zeichen und der Hund blieb ruhig liegen. Froh, über sein unverhofftes Glück nahm der Junge soviel er tragen konnte mit und ging nach oben. Dort wartete schon sein Freund und als er neidvoll hörte, wie einfach man hier zu Reichtum gelangen konnte, stieg auch er von Habgier angetrieben auch hinab. Sein Hütchen warf er absichtlich in die Felsenkluft. Mit viel Mühe kletterte er hinab, doch wurde er dort nicht freundlich empfangen. Die Herren schauten ihn grimmig an und der Hund bellte schon. Bevor ihm Unheil geschehe, flüchtete der Knabe schnell aus der Felsenhöhle.
Einfache frei erzählte Version:
Einige Überlieferungen sagen, dass sich der Geldkeller am Johannistag (Mittag um 12 Uhr) öffnet und nachts (24.00 Uhr) wieder schließt. Wer in dieser Zeit eintritt wird den ganzen Reichtum und die Schätze erblicken. Der Keller ist jedoch so tief und verwinkelt, dass es so manchem Schatzsucher in seinem Goldrausch und Gier nicht gelang, wieder rechtzeitig den Rückweg anzutreten. Dann verschließen sich die Türen wieder und er muss bis zur nächsten Johannisnacht im Felsen ausharren.
(Quelle: Wunderblume & Teufelsschmiede von Dr. Peter Poprawa)
Von der höchsten Spitze des Löbauer Berges führt nach Norden der sogenannte Prinzensteig an einem Felsen vorbei, der im Volke allgemein der Goldkeller genannt wird. Das Tor desselben ist verschlossen und nur an hohen Festtagen war es einzelnen vergönnt, ins Innere der Höhle zu treten und sich dort Schätze zu holen. Einst sollen arme Kinder hier Holz gesammelt und eine von innen noch nie bemerkte Höhle gesehen haben. Neugierig kletterten sie an den Rand derselben, um hineinzublicken. Da entführte der Wind den Hut des einen Kindes in das Innere der Höhle und dieses jagte ihm keck nach, um ihn zu erhaschen. Plötzlich sieht es sich vor einer schwarz behangenen Tafel, an der ernste, bleiche Männer sitzen, welche mächtige Haufen Goldes zählen. Freundlich winken sie dem zitternden Knaben zu und geben ihm seinen verlorenen Hut, gefüllt mit Gold zurück. Er verlässt die Höhle und eilt mit seinem Schatz nach Hause. Umsonst suchte man später nach dem Eingang derselben; er war verschlossen und hat sich nie wieder geöffnet.
Im Volke aber besteht der Glaube, dass verstorbene Bürgermeister von Löbau in dem Felsen einen Schatz hüten, mit dem sie die Stadt einst, wenn sie in Not ist, unterstützen würden.
Quellen: Dr. Peter Propawa „Wunderblume und Teufelsschmiede“
In den sumpfigen Gebüschen am östliche Fuße des Löbauer Berges lässt sich zuweilen ein feuriger Hund sehen, den mache jedoch für ein gewöhnliches Irrlicht halten wollen. Wer nur demselben mutig folgt, de führt er zur Diamantengrube. So kehrte einst spät in der Nacht ein Herwigsdorfer Bauernmädchen vom Löbauer Jahrmarkt zurück, der Hund begegnete ihr uns seltsamerweise hatte sie Mut genug, ihm zu folgen und gelangte auch richtig in einen glänzenden Saal, wo alles im diamantenen Lichte blitzte und strahlte. Den anwesenden Personen gegenüber äußerte sie das doch eigentlich sehr bescheidene Verlangen, nur einen einzigen Diamant zu besitzen, um vermöge desselben zu einem Heiratsgute zu gelangen – ihr Vater hatte ihr nämlich die Einwilligung zur Verheiratung mit einem armen, aber braven Burschen versagt – kaum aber hatte sie diesen verzeihlichen Wunsche geäußert, als der mürrische Feuerpudel sie wütend anfuhr, mit den Zähnen erfasste und mit solcher Gewalt in die finstere Nacht hinausschleuderte, dass sie erst unweit ihrer Behausung sehr unsanft auf dem Boden ankam. Ihr Schatz, nachdem er einige Zeit darauf von ihr den erlittenen Unfall erfahren, stellte die Sache klüger an. Die nächste Nacht begab er sich an den Berg in der Hoffnung, die Bekanntschaft des Pudels zu machen, der auch sehr bald schnüffelnd und schnaubend in den Sträuchern erschien und ihm durch seltsame Gebärden zum Folgen einlud. Die Nacht war rabenschwarz und beinahe klopfte Christophen das Herz, als er dem feurigen Führer durch das Gestrüpp mühsam nachkletterte. Doch siehe da, bald stand er an der ersehnten Pforte, bald auch in dem geheimnisvollen , köstlich erleuchteten, von Edelsteinen blitzenden Saale; aber er stellte sich entsetzlich dumm und fingierte förmlich Blödsinn und gerade dadurch erwehrt er nur des Pudels gnädigste Gewogenheit, sondern auch die mehrerer anwesenden Berggeister, wie es oft heutzutage noch vielen wirklich dummen Leuten geht, dass sie anderen gefallen . ER bewunderte den schönen Eiskeller und als man ihm ganze Körbe voll ‚Diamanten zeigte, wunderte er sich über die gläsernen Haselnüssen. Man bot ihm davon an, aber er weigerte sich zu nehmen, weil er das harte Zeug nicht beißen könne: “nun so nimm dich deinem Mädchen wenigstens einige mit!“ sagte einer der Geister und füllte ihm alle Taschen mit Diamanten. Hierauf empfahl er sich ziemlich tölpisch und da der Pudel ihm wieder hinableuchtete, kam er glücklich ins Tal. Er aber lachte sich ins Fäustchen, die Geister getäuscht zu haben, heiratete sein Mädchen, kaufte sich für seinen Reichtum das ganze Dorf und seine Nachkommen können noch heute lachen.
Auf demjenigen Teile des bekannten Löbauer Berges, der wegen der darauf wachsenden Kräuter der Kräutergarten genannt wird, blühet in der Nacht des Tages Johannis-Enthauptung (Anm. 29. August) mit dem Glockenschlage 11 Uhr eine Blume, welche kein Naturforscher je gesehen oder bestimmt zu haben, sich rühmen kann. Ihre Farbe ist purpur mit goldener Einfassung, grün mit Silberrändchen, ihre dem Lotos ähnlichen Blätter, veilchenblau ihr Stengel und glänzend himmelblau der Stempel. Sie hat wiewohl großartiger, der Lilie Gestalt und weit und breit duften – wenn sich ihre Kelch erschließt – ihre Wohlgerüche, denen die lieblichsten Blumendüfte, weder in der Alten noch Neuen Welt gleichen. Kein sterbliches Auge hat je ihre Wurzel erblickt ….
Auf dem Löbauer Berge blüht in der Johannisnacht eine Blume, herrlich und schön und wer sie pflückt, wird zum glücklichen Menschen. Der Stengel ist von grünem Smaragd, an dem Blätter von Rubin wachsen, die weithin durch den dunklen Tannenwald leuchten. Alles aber übertrifft an Pracht ihr Kelch, der aus einem großen Diamant besteht, dessen Glänz der Mond und die Sterne verdunkeln und aus dem liebliche Gesänge emporsteige, die zauberisch die stille Nacht durchklingen.
Von dieser Wunderblume erzählt man sich folgende Sage: Die Johannisnacht war auch in Löbau mit mancherlei Schwank und Scherz gefeiert worden; die Lichter erloschen allmählich in den Häusern, da trat ein Mädchen aus einer niedrigen Hütte, die einsam am Fuße des Löbauer Berges stand.
Mit verweinten Augen blickte sie hinauf zum Sternenzelt und seufzte: „wann wird mein armes Herz Ruhe finden?“ Vater und Mutter und ihr Geliebter waren ihr kurz hintereinander gestorben und sie hatte heute Abend nach alte Sitte ihre Gräber geschmückt und an ihnen gebetet. Da ging sie durch das tauige Gras den Berg hinauf und vor ihr schwebte ein Irrlicht, dem sie unbewusst folgte. Der Wald wurde immer dichter, die Tannen rauschten traulich in der Einsamkeit. Plötzlich sieht das Mädchen durch die Bäume hellen Glanz schimmern, sie eilt auf die Stelle zu und steht vor der Wunderblume. So hatte sie ihr einst, ihr Vater geschildert, als sie allabendlich das Köpfchen auf die Hände gestützt, seinen Erzählungen lauschte. Es war ihr, als tönte es aus dem Kelche; Pflück mich ab, pflück mich ab. Als sie die Blume abgepflückt hatte, erlosch der Glanz derselben und der Wald war wieder dunkel wie zuvor.
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