Die Geschichte des "Gusseisernen"

Um 1850 wurde die Idee geboren, auf dem Löbauer Berg einen Aussichtsturm zu bauen. 1853 nahm das Vorhaben konkrete Formen an. Man diskutierte über Aussehen und Finanzierung des Baus. Pläne für einen steinernen Turm und für einen aus Gusseisen existierten. Man entschied sich schließlich für die Variante aus Gusseisen.

Doch noch stand für die Stadtväter das Problem der Finanzierung. Da entschloß sich ein Mann kurzerhand, das Turmvorhaben in die eigenen Hände zu nehmen. Es war der Löbauer Bäckermeister Friedrich August Bretschneider (geb. 1805). Nach Verhandlungen zwischen ihm und dem Stadtrat konnte der Bau 1854 beginnen.

Ab dem 12. Januar 1854 machte man sich daran, den Platz, auf dem der Turm später einmal stehen sollte, abzuholzen. Mit einem in der projektierten Turmhöhe aufgerichteten Steigebaum hatte man auf dem Berg den besten Aussichtspunkt herausgefunden. Tragende Säulen wurden acht Meter tief in den Felsen verankert und aus 80 Quadratmetern Holz ein Gerüst in achteckiger Form für den Turmaufbau gestellt. Im Februar gab König Friedrich August von Sachsen die Zustimmung, dass der Turm seinen Namen tragen und das sächsische Wappen angebracht werden dürfe. Aus Anlaß des 57. Geburtstages des Königs wurde am 18. Mai 1854 feierlich der eiserne Grundanker eingesetzt. Anfang Juni begann man, den Turm aufzusetzen. Die Montage dauerte trotz der damaligen technischen Möglichkeiten nur zweieinhalb Monate.

Wider Erwarten hatte der Bau insgesamt rund 25.000 Taler gekostet - für einen Bäckermeister nicht leicht zu bewältigen und deshalb umso ehrenwerter. Um diese Summe zu verdienen, hätte Bretschneider um die 1,6 Millionen Kilogramm Brot backen und verkaufen müssen.

Die Einweihung des Turmes mußte vom 1. August bis auf weiteres verschoben werden, da der sächsische König in die Tiroler Alpen gereist war. Dort verunglückte er tödlich. Überschattet von diesem Ereignis fand die Einweihung am 9. September 1854 statt. In der Folgezeit wurde der "Gusseiserne" von in- und ausländischen Gästen begeistert aufgenommen. Bretschneider erlebte nicht mehr den Aufschwung, den der Turm nahm. Er verstarb am 22. Juli 1863.

1870 übernahm die Stadt den Turm. Sie zahlte den Erben 2.000 Taler und gab der Witwe Bretschneiders eine zehnjährige Rente von 100 Talern im Jahr. 1875 erhielt der Turm acht kupferne Orientierungstafeln auf der Brüstung der obersten Galerie. Im Jahre 1889 wurden zum ersten Mal der Anstrich und die Vergoldung erneuert. Das Restaurantgebäude wurde 1902 aufgestockt.

1964 erfolgten weitere Sanierungsarbeiten. So wurden über 300 Einzelteile neu gegossen sowie der Anstrich und die Vergoldung erneuert. Aus statischen Gründen wurden 1985 Stahlbandagen notwendig. Herabstürzende Teile und Rosttreibungen erforderten im Frühjahr 1992 die Schließung des Turmes für den Besucherverkehr und machten eine umfassende Rekonstruktion notwendig.

Am 9. September 1993 begann die Demontage. Die Teile wurden sandgestrahlt. Dabei zeigte sich, welche Teile wiederverwendet werden konnten. Tragende Teile wurden neu gegossen. Die Löbauer und andere Turmenthusiasten haben es mit viel Anteilnahme und Spendenmitteln geschafft, ihr Kleinod wieder neu entstehen zu lassen. Großzügige Zuwendungen vom damaligen Landratsamt Zittau, vom Amt für Denkmalpflege und eine großzügige Unterstützung durch den Sächsischen Freistaat ermöglichten den Wiederaufbau. Verantwortlich dafür war die Leipziger Firma "Fach und Werk, Beratungs-, Planungs- und Servicegesellschaft für Denkmalpflege mbH", unter Beteiligung von 29 Betrieben der Fachbranchen - vorrangig aus der Region.

Nach nur einem Jahr wurde der Turm am 9. September 1994, 140 Jahre nach seiner Erbauung, wiedereröffnet. Nun lädt der Gußeiserne wieder ein, einen Blick über die Oberlausitz bis ins tschechische Riesengebirge zu werfen. Ganz nach dem Motto des Erbauers Friedrich August Bretschneider: "Je weiter der Blick, desto freier das Herz"

Blick Gusseiserner Turm

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